Das Iliosakralgelenk – Mehr als das Fundament für die Wirbelsäule
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Das Iliosakralgelenk – Mehr als das Fundament für die Wirbelsäule

Die „Schnittstelle zwischen oben und unten“ oder das „Fundament für die Wirbelsäule“ sind nur ein paar Titel, die man den Iliosakralgelenken (ISG) geben könnte. In vielen medizinischen Behandlungsmethoden und auch in allen Ganzkörper-Trainingskonzepten kommt dem Beckenbereich eine übergeordnete Rolle zu. Und das ist nicht wunderlich.

Das ISG ist die Basis für unsere darauf aufbauende Wirbelsäule, vergleichbar mit dem Fundament eines Hauses. Auch für die Kraftübertragung von Beinachsen und Oberkörper ist es mit seiner geringen eigenen Beweglichkeit die Schnittstelle. Zudem soll die knöcherne Verbindung zwischen Kreuzbein und Darmbeinschaufel mit kurzen, straffen Bändern für Stabilität in der Lenden-/Becken-/Hüftregion sorgen.
Aus dem Blickwinkel der asiatischen Medizin hat dieser Bereich der Körpermitte noch eine weitere Bedeutung. Wenn wir sprichwörtlich nicht mehr „in unserer Mitte“ sind, ist uns oft die Stabilität und die Bewegung im Bereich der Iliosakralgelenke abhanden gekommen.

Medizinische Diagnosen für Störungen, die mit dem Iliosakralgelenk (ISG) zusammenhängen gibt es viele.
Vom ISG-Syndrom, der ISG-Blockade, dem Piriformissyndrom, der Skoliose, dem Tractus-iliotibialis-Syndrom über den Beckenschiefstand bis hin zur Lumboischialgie (im Volksmund „Ischias“) ist einiges geboten. Sogar Fehlfunktionen des obersten Halswirbels (Atlas) oder dem Kiefergelenk werden mit dem Iliosakralgelenk in Verbindung gebracht.
Unserer Erfahrung nach macht es Sinn, bei allen Verletzungen und Beschwerden dem ISG zumindest einen kurzen Moment Aufmerksamkeit durch eine funktionelle Untersuchung zukommen zu lassen. Denn hat man einmal eine Funktionsstörung im ISG übersehen, kann man sich an anderen Stellen „schwarz behandeln“, ohne nachhaltigen Erfolg zu erzielen.
Die möglichen funktionellen Zusammenhänge zwischen den Iliosakralgelenken und anderen Körperabschnitten sowie möglichen emotionalen Themen finden Sie hier in der rechts stehenden Grafik.

Wirbelsäule

Typische Beschwerden im Iliosakralgelenk

Wenn ein ISG blockiert ist, zeigt sich das meist durch ziehende oder stechende Schmerzen im Po-Bereich, teilweise auch als Ziehen vom Po bis in die Leiste, im Verlauf des Ischiasnervs auf der Oberschenkelrückseite oder entlang der Hosennaht seitlich am Bein. Am meisten zeigen sich diese Symptome zum Beispiel beim Umdrehen im Bett oder beim Aussteigen aus dem Auto. Manchmal äußert sich eine solche Blockierung auch in Knieschmerzen im Bereich der Patella, zum Beispiel nach längerem Sitzen im Kino oder auf dem Sofa.
Unter einer „Blockierung“ versteht man eine Abweichung von der normalen Funktion eines Gelenks, die reversibel ist, sprich rückgängig gemacht werden kann. Der normale Bewegungsspielraum eines Gelenks ist dabei eingeschränkt. Davon können eine oder mehrere Bewegungsrichtungen eines Gelenks betroffen sein. Typisch für eine Blockierung ist, dass immer eine Bewegungsrichtung gut funktioniert.

Ursachen für Beschwerden im ISG

Die möglichen Ursachen für ISG-Probleme sind sehr vielschichtig. Manchmal ist es einfach nur ein Tritt ins Leere, wenn man eine Bordsteinkante oder eine andere Vertiefung im Boden übersieht. Ein anderes Mal ist es ein Verhebetrauma, kombiniert mit Verspannungen der Lenden- und Gesäßmuskulatur. Eine Nacht auf einer schlechten Matratze kann eine weitere harmlose Ursache sein.
Oft entstehen die Beschwerden im Iliosakralgelenk in Folge von Verletzungen an den Beinen, die eine Schonhaltung oder ein Hinken nach sich ziehen oder auch in Kombination mit Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, dem obersten Halswirbel oder im Kieferbereich.
Schwangere Frauen haben ebenfalls häufig mit diesen Problemen zu kämpfen, da sich die eigentlich festen Bandstrukturen um das Iliosakralgelenk durch die hormonelle Veränderung lockern (damit später das Baby besser durch das weibliche Becken schlüpfen kann).

Die komplexesten Ursachen für ISG-Probleme liegen sicherlich in Beschwerden der inneren Organe. Sie können beispielsweise über die Faszienverbindungen die Beckenknochen oder auch gekoppelte Wirbel in Fehlpositionen ziehen. Auch rheumatische Beschwerden können zu entzündlichen Veränderungen der Iliosakralgelenke führen.

Manche sehen zudem auch „altersbedingten Verschleiß“ als Ursache. Dieser Ansicht können wir uns nach unserem Verständnis des Körpers und seiner Regenerationsfähigkeit nicht anschließen.

Zusammenfassend sind die Ursachen für Beschwerden im Iliosakralgelenk auf die Bereiche der Muskulatur und Faszien, die das Gelenk umgeben, die Wirbelsäule, das Zentrale Nervensystem (mit Gehirn, Rückenmark und Nerven) sowie die inneren Organe zu finden.

Medizinische Ansätze zu Funktionsstörungen im Iliosakralgelenk (ISG)

Die biomechanische Theorie zu Blockierungen und Fehlfunktionen im Iliosakralgelenk geht von einem Verkanten der Gelenkflächen von Kreuzbein (Sacrum) und Darmbein (Ilium) aus. Dabei kann das Darmbein im Verhältnis zum Kreuzbein nach vorne (Ilium anterior) oder nach hinten (Ilium posterior) gekippt sein. Daraus entsteht auch die Theorie von Beckenschiefstand, funktionelle Beinlängendifferenz oder einer auf die Fehlstellung folgenden Entzündung des Gelenks.
Osteopathie, Chirotherapie/Chiropraktik oder Manuelle Therapie bieten sich hier als Therapiemethoden an. Auch Wirbelsäulentherapie nach Dorn oder Rolfing sollen dem einen oder anderen schon geholfen haben. Bei Entzündungen wird von ärztlicher Seite gerne eine Spritze mit schmerz- und entzündungshemmenden Mitteln verabreicht.

Gute Therapeuten beachten zumindest, dass die umliegende Gesäß- und Hüftmuskulatur oft mitbehandelt werden muss, um Beschwerden nicht nur kurzfristig zu verändern.
Wer sich intensiver mit den Zusammenhängen im Körper beschäftigt, wird bei ISG-Beschwerden zusätzlich noch Fasziendistorsionen, Energiefluss-Störungen, Fehlstellungen der Wirbelsäule, Funktionsstörungen der inneren Organe oder auch im Craniosacralen Rhythmus in Erwägung ziehen. Dann wird die Behandlung einer ISG-Blockade schon deutlich komplexer.

In jedem Fall empfehlen wir, dass Sie sich bei Beschwerden im Iliosakralgelenk wie oben beschrieben an einen Fachmann wenden, der wirklich alle möglichen Ursachen überblicke und gezielt behandeln kann.

Eine sehr gute Möglichkeit bei Problemen mit dem Iliosakralgelenk ist das  Cell-Re-Acitve-Training, da der Therapeut über diese Methode automatisch und systematisch der Ursache auf den Grund geht.

Bild von Joachim Tyburzy, Inhaber und Physiotherapeut

Ihr Joachim Tyburzy
Physiotherapeut und Manualtherapeut mit dem Spezialgebiet CRT (Cell-Re-Active Training)

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